Warum sollte ich überhaupt einen DNA-Test durchführen?
Viele von uns verspüren den starken Wunsch, uns selbst besser zu verstehen, indem wir einen Blick in unsere Vergangenheit werfen. Was könnte man dafür Besseres tun, als die eigene familiäre Abstammung zu erkunden.
Der Kauf eines DNA-Testkits ist sozusagen ein erster Schritt zur Selbstfindung, der aber bis vor einiger Zeit nur einigen Wenigen möglich war. Glücklicherweise hat sich die Wissenschaft in diesem Bereich in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht, sodass nun selbst dem Privatanwender eine Vielzahl von DNA-Test-Anbietern zur Auswahl steht.
Der auf Basis eines DNA-Tests erstellte Bericht gibt Dir ein klareres Bild davon, wer Du bist und woher Du stammst – und liefert Dir Informationen, wie sie Dir keine andere Art von Test oder Untersuchung bietet.
Wie genau sind DNA-Tests zur Abstammung?
Obwohl es diese Art von zu Hause durchgeführten DNA-Test noch nicht so lange gibt, haben die Anbieter in dieser Branche in kurzer Zeit bereits ein sehr hohes Niveau erreicht. Tatsächlich erreichen die Anbieter in der Regel eine Genauigkeit von über 90% bei der Identifikation unsere genetischen Varianzen.
Die Genauigkeit der Ergebnisse hängt von folgenden Faktoren ab:
- Die Qualität der bereitgestellten DNA-Probe
- Die Art des Tests, der an Deiner DNA durchgeführt wird
- Die Anzahl der vom Anbieter abgedeckten biogeografischen Regionen
- Die Größe der Referenzdatenbank des Anbieters
Natürlich besteht auch bei der Laborarbeit selbst die Möglichkeiten, dass sich Ungenauigkeiten einschleichen. Anbieter, die heutzutage Millionen von Nukleotiden Deiner DNA bewerten, machen im Schnitt etwa 1.000 Fehler, die sich dann in den Ergebnissen widerspiegeln können (diese Fehlerquote gilt auch für Unternehmen, die genetische Gesundheitsuntersuchungen anbieten, wie 23andMe, Helix und Orig3n).
Dies könnte erklären, warum Deine Ergebnisse Dir beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe anzeigen, die Du eigentlich ausschließen kannst. Auch unterschiedliche Ergebnisse bei Zwillingen, lassen sich gegebenenfalls auf diese Fehlerquote zurückführen.
Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist die geringe genetische Variabilität in bestimmten Teilen der Welt. Großbritannien ist ein gutes Beispiel dafür. England ist genetisch sehr ähnlich zu Irland, sodass schon ein kleinerer Analysefehler zu einer falschen Beurteilung der regionalen Herkunft führen könnte.
Du solltest außerdem berücksichtigen, dass jeder Mensch die Hälfte seiner DNA von seiner Mutter und die andere Hälfte von seinem Vater vererbt bekommt. Das bedeutet, dass immer auch einige DNA-Informationen über die Generationen hinweg verloren gehen.
Selbst wenn Du während Deines Heranwachsens immer wieder Geschichten über entfernte jüdischen Vorfahren gehört hast, werden diese möglicherweise nicht in Deinem Abschlussbericht aufgeführt. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die DNA-Testergebnisse ungenau sind. Vielmehr ist die Information über diese Vorfahren wahrscheinlich einfach nicht mehr in Deiner DNA enthalten.
Wie wird die Entwicklung bei den DNA-Tests weiter voranschreiten?
Bei den DNA-Tests wurden schon in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht. Die Wissenschaft entwickelt sich stetig weiter, es werden häufig neue Forschungsarbeiten veröffentlicht und die Methoden und Technologien werden nahezu täglich verbessert.
Dementsprechend können die Anbieter unter anderem Folgendes immer besser einschätzen:
- Die ethnische Zusammensetzung Deiner DNA
- Den Lebensraum Deiner Vorfahren
- Die gemeinsamen Vorfahren von biogeografischen Gruppen
MyHeritage zum Beispiel bietet äußerst genaue genetische Gesundheitsanalysen an. Andere Unternehmen wie 23andMe, AncestryDNA und FamilyTreeDNA haben enorme Fortschritte dabei gemacht, die regionale Migration Deiner Vorfahren über die Generationen hinweg zu entschlüsseln.
Wichtig ist, dass die Anbieter ständig jede neue DNA-Probe mit den bekannten Referenzgruppen in den vorhandenen Benutzerdatensätzen vergleichen. Diese wachsen ständig an und unterliegen dementsprechend stetiger Veränderung. Das bedeutet, dass ein vor drei Jahren durchgeführter Test heute wahrscheinlich andere Ergebnisse liefern würde, da Daten von deutlich mehr Vergleichsdatensätzen zur Verfügung stehen.
Dies ist auch der Grund, warum in diesem Sektor auch vermehrt auf Abo-Modelle gesetzt wird, sodass die Anbieter Dich auf dem Laufenden halten können, sobald neue, für Dich persönlich relevante Daten verfügbar sind. AncestryDNA beispielsweise aktualisiert seine Berichte automatisch, sobald neue Informationen vorliegen.
Drei Arten von DNA-Tests
Die drei häufigsten Arten von Gen-Tests sind autosomal, mtDNA und Y-DNA. Jede dieser Test-Varianten liefert unterschiedliche genetische Informationen. Nicht jedes Unternehmen bietet alle drei Testarten an.
Autosomale DNA
Dies ist der am häufigsten getestete DNA-Typ. Autosomen sind die Chromosomen, die Du von beiden Elternteilen geerbt hast. Es ist der ideale Test, um mehr über Deine Abstammung und Deine bis zu 10 Generationen zurückliegenden Vorfahren zu erfahren. Die autosomale DNA-Analyse ist normalerweise äußerst genau.
mtDNA
Mitochondriale DNA (mtDNA) wird ausschließlich von der Mutter weitergegeben. Der Test wird also auch ausschließlich genetische Informationen von der Linie Deiner Mutter zu Tage fördern. Nicht jedes Unternehmen bietet diese Art von Test an.
Y-DNA
Diese Tests werden am Y-Chromosom durchgeführt, das nur vom Vater an den Sohn weitergegeben wird, und liefern ausschließlich Informationen über die väterliche Linie. Für Frauen macht es demnach keinerlei Sinn, einen Y-DNA-Test zu bestellen!
Welche Art von Informationen liefert ein Abstammungs-DNA-Test?
Einen detaillierten Einblick in Deine Familienhistorie
Viele Anbieter von DNA-Tests (wie z.B. Living DNA) können die Wanderung Deiner Vorfahren im Laufe der Geschichte analysieren. Einige stellen diese teilweise Jahrhunderte zurückliegenden Bewegungen sogar auf interaktiven Karten dar. Aus diesen Karten kannst Du sehr schnell ablesen, wer von welcher Region zu welchem Zeitpunkt wohin ausgewandert ist.
Darüber hinaus haben Anbieter von DNA-Tests meist Zugriff auf Milliarden von Aufzeichnungen, wie z.B.:
- Geburtsdaten
- Heiratsurkunden
- Fotografien
- Nachrufe
- Ausweise
Bei MyHeritage kannst Du beispielsweise über neun Milliarden historische Datensätze durchsuchen. Dank dem Zugriff auf diese Informationen kannst Du nach und nach einen wachsenden, gemeinsam nutzbaren Stammbaum erstellen, der Jahrhunderte zurückreicht.
Darüber hinaus werden einige Anbieter Dich bei diesem Prozess sogar aktiv unterstützen. AncestryDNA benachrichtigt Dich beispielsweise automatisch, wenn sie eine neue potenzielle genetische Übereinstimmung entdecken.
Information über Verwandte, von denen Du bisher nichts wusstest
Die Ergebnisse eines solchen DNA-Tests für normale Endverbraucher ermöglichen es Dir, Kontakt zu potentiellen Verwandten herzustellen, die Du bisher vielleicht noch nicht einmal kanntest. Dies kann besonders für adoptierte Menschen eine große Hilfe bei der Suche nach ihren ursprünglichen Familien sein.
Je nachdem, für welchen Anbieter Du Dich entscheidest, kann es durchaus vorkommen, dass Dir Hunderte von DNA-Übereinstimmungen aufgezeigt werden. Etablierte Testanbieter verfügen häufig über Millionen von Kundendatensätzen in ihren Referenzdatenbanken.
AncestryDNA gibt z.B. an, über eine Online-Community von 20 Millionen Menschen zu verfügen. Dabei handelt es sich um Kunden, die einen Abstammungs-DNA-Test durchgeführt und ihre Kontaktinformationen hinterlegt haben. Je größer die Community ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Du bei diesem Anbieter mögliche Verwandte findest, mit denen Du in Kontakt treten und Deinen Stammbaum erweitern kannst.
Eine klarere Vorstellung über Deine ethnische Herkunft
DNA-Testergebnisse geben Dir einen lebendigen Einblick in Deine genetische Vorgeschichte – über viele Generationen an Vorfahren hinweg. Dazu nimmt der Anbieter eine genaue Analyse der molekularen Zusammensetzung Deiner DNA vor.
Konkret werden bei einem Abstammungs-Test Millionen separater Datenpunkte auf dem menschlichen Genom analysiert. Da etwa 99,9% der DNA bei allen Menschen gleich sind, ist es wichtig, genau die genetischen Marker genau zu betrachten, die sich voneinander unterscheiden und uns zu einzigartigen Individuen machen.
Die Analyse dieser Unterscheidungsmerkmale kann sehr konkrete Erkenntnisse über unsere Vorfahren liefern. Wenn Deine Marker denen einer bestimmten Gruppe sehr ähnlich sind, stammst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit von dieser Gruppe ab.
Kann ich die Ergebnisse von DNA-Tests selbst interpretieren?
Die Laborergebnisse von DNA-Tests sind in der Regel leicht zu verstehen. Die Anbieter versuchen, alles so verständlich wie möglich darzustellen, auch wenn es natürlich von Anbieter zu Anbieter durchaus Unterschiede geben wird. Die Menge an gebotenen Informationen kann einen schnell überfordern. Du solltest Dir dementsprechend ausreichend Zeit nehmen.
Hier einige grundlegende Punkte, die Du beachten solltest:
- Die angegebenen Prozentwerte zur ethnischen Zugehörigkeit sind nur Schätzungen
- Fehler können durchaus zu prozentualen Abweichungen führen
- Die angegebenen DNA-Übereinstimmungen müssen nicht in jedem Fall stimmen
- Die Erkenntnisse zu Gesundheit und Wohlergehen müssen nicht zwingend zutreffen
Warum werden bei DNA-Tests immer nur Herkunftsregionen aber keine Länder genannt?
Länder und Regionen sind nicht dasselbe. Länder sind vom Menschen geschaffene, politisch abhängige Konstrukte ohne wirkliche wissenschaftliche Relevanz für genetische Analysen. Biogeografische Regionen hingegen korrelieren über Generationen hinweg mit den Standorten der genetischen Vorfahren. MyHeritage betrachtet zum Beispiel 42 verschiedene Regionen.
Deine DNA enthält bestimmte „Marker“. Diese Marker sind das Ergebnis bestimmter ethnischer Gruppen, die sich im Laufe der Zeit an demselben Ort oder in derselben „Region“ fortpflanzen. Gruppen, die sich in bestimmten Regionen vermischt haben, weisen genetische Ähnlichkeiten auf. Diese Regionen überlappen sich normalerweise und weisen im Vergleich zu Ländern keine scharfen Grenzen auf.
Was ist eine Referenzdatenbank?
Eine Referenzdatenbank ermöglicht die Suche nach lebenden Verwandten. Es ist ein Register mit allen Personen, die einen DNA-Test bei einem Anbieter durchgeführt und ihre Informationen zur Verfügung gestellt haben.
Natürlich sieht diese Datenbank bei jedem Anbieter etwas anders aus. Im Allgemeinen handelt es sich jedoch um eine Sammlung von Kundennamen, genetischen Daten und Kontaktinformationen. AncestryDNA verfügt aktuell über die größte Datenbank in der Branche.
Der Kunde muss – bevor oder nachdem er die Ergebnisse seines Tests erhalten hat – die gewünschten Datenschutzeinstellungen vornehmen. Abhängig von diesen Einstellungen können die Testergebnisse dann verwendet werden, um den Kunden mit anderen Personen in der Datenbank in Verbindung zu bringen, mit denen er genetische Übereinstimmungen aufweist. Dies gilt für alle Benutzer in der Referenzdatenbank eines Anbieters.
Was ist eine Beimischung?
Genetische Beimischung ist der Anteil, den Du in Deiner DNA von Deinen Vorfahren geerbt hast. Der Begriff bezieht sich auf die Fortpflanzung zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen in einer bestimmten Region der Welt und dient in der Wissenschaft zur Klassifizierung der ethnischen Zugehörigkeit.
Was bedeutet es, einen Anteil von Neandertaler-DNA zu haben?
Mach Dir keine Sorgen, wenn Deine DNA-Testergebnisse besagen, dass Deine DNA Anteile von Neandertaler-DNA enthält – das bedeutet nichts Schlimmes.
Neandertaler waren nur eine von vielen menschlichen Spezies. Sie lebten in Europa und starben vor etwa 40.000 Jahren aus unbekannten Gründen aus. Es ist jedoch mittlerweile erwiesen, dass sich die Neandertaler mit anderen menschlichen Spezies mischten, wenn sie mit diesen in Kontakt kamen. Daher ist speziell für Menschen europäischer Abstammung absolut normal, einen gewissen Anteil von Neandertaler-DNA in der eigenen DNA zu haben.
Welche anderen Arten von DNA-Testkits gibt es noch?
Anbieter von DNA-Tests bieten heutzutage zunehmend mehr als nur Abstammungs-Analysen an. Insbesondere DNA-Tests den Themen Ernährung und Fitness sowie Gesundheit und Wohlbefinden spielen eine immer größere Rolle.
Ernährung und Fitness
Diese Arten von DNA-Tests bieten nützliche Erkenntnisse in Form von perfekt auf die eigenen Gene abgestimmten Ernährungs- und Trainingsplänen. So hat sich z.B. Orig3n auf die Untersuchung der folgenden Eigenschaften spezialisiert:
- Stoffwechsel
- Ernährung
- Fitnesspotential
- Haut und Haare
- Verhalten
- und weitere
Gesundheit und Wohlbefinden
Viele Anbieter analysieren Deine DNA auf gesundheitliche Risiken, für die eine genetische Veranlagung besteht oder die Du durch bestimmte Verhaltensweisen erhöhen könntest. Diese Informationen ermöglichen es Dir, auf bestimmte Symptome zu achten oder vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. 23andMe testet z.B. Deine Veranlagung für bis zu 40 Krankheiten, einschließlich:
- Parkinson
- Brustkrebs
- Alzheimer
Wieviel kostet ein DNA-Test?
Die Preise für DNA-Tests variieren stark. Abhängig vom Anbieter und der Art des gewünschten Tests musst Du mit Kosten zwischen 50 und 600 US-Dollar rechnen. Deshalb solltest Du Dich möglichst genau darüber informieren, welcher Test der Richtige für Dich ist. Dabei kannst Du ruhig wählerisch sein, denn mittlerweile konkurrieren doch einige Anbieter in diesem Markt, wodurch sich die Leistungen und Konditionen immer mehr verbessern. Es lohnt sich also zu stöbern.
Grundsätzlich bieten einige Anbieter ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als andere. Du solltest stets nach Sonderangeboten, verfügbaren Gutscheinen und vergünstigten Paketen Ausschau halten. Denke auch daran, dass nicht jedes Unternehmen kostenlosen Versand anbietet und möglicherweise Abo-Gebühren oder versteckte Gebühren anfallen. Also immer auch das Kleingedruckte lesen.
Wie finde ich heraus, welcher DNA-Test der Richtige für mich ist?
Die Auswahl des richtigen DNA-Testkits hängt von Deinen spezifischen Anforderungen ab. Du solltest zuerst eine gute Vorstellung davon haben, wonach Du suchst. Kein Anbieter ist wie der andere. Einige Unternehmen, wie MyHeritage und AncestryDNA, haben sich darauf spezialisiert, Deine Testergebnisse mit Milliarden von historischen Datensätzen abzugleichen, um Dich bei der Erstellung Deines Stammbaums zu unterstützen.
Auf der anderen Seite gibt es Anbieter, die zwar nicht die Fülle an Informationen, dafür aber einen anständig detaillierten Ahnenbericht zu einem sehr günstigen Preis bieten. Wenn Du auf der Suche nach einem möglichst erschwinglichen Test bist, solltest Du einen Anbieter wie Vitagene in Betracht ziehen.
Darüber hinaus verfügen einige Anbieter über Referenzdatenbanken, die sich auf bestimmte Herkunftsregionen konzentrieren. Abhängig von Deiner ethnischen Herkunft kann es also durchaus Sinn machen, einen bestimmten Anbieter anderen Anbietern vorzuziehen.
FamilyTreeDNA bietet beispielsweise gute Karten für Vorfahren europäischer Herkunft. Living DNA kann sogar die genaue Grafschaft benennen (z.B. Cornwall oder Devon), in der ein britischer Vorfahr vor Generationen lebte. HomeDNA bietet wiederum DNA-Tests speziell für Menschen mit afrikanischem oder asiatischem Wurzeln an.
Denke vor der Entscheidung daran, dass Deine Anforderungen so individuell sind wie Deine DNA. Ziel sollte sein, einen Anbieter zu finden, der diese Anforderungen möglichst umfassend erfüllt.